Nach Monaten auf Reisen wagen wir den nächsten Schritt: Ein neues Leben in Portugal – voller Sonne, Freiheit, Achtsamkeit und einem Gefühl von Zuhause.

Nach all den aufregenden Wochen und Monaten, in denen wir unterwegs waren, kamen wir ins Grübeln. Immer häufiger saßen wir abends auf unserer Terrasse, ein Glas Wein in der Hand, und sprachen über unser Leben – nicht nur über das Jetzt, sondern auch über unser bisheriges Leben in Deutschland.
Wir fragten uns:
Auch gesellschaftliche Themen spielten für uns eine Rolle: Schule, berufliche Belastung, das Zusammenleben der Menschen, das allgemeine Klima im Land. Wir wollten herausfinden, was uns wirklich glücklich macht – und welche Dinge wir vielleicht längst nur noch aus Gewohnheit taten.
Ich, Denise, sehnte mich schon viele Jahre nach mehr Sonne und Wärme. Gerade im Winter fühlte ich mich in Deutschland oft verloren – diese langen, grauen Wochen ohne Licht ließen mich innerlich fast einfrieren. Vitamin D, Sauna und Tee retteten mich so manches Mal durch die kalte Jahreszeit, doch mein Herz sehnte sich nach Licht, nach Meer, nach Leben draußen. Georg dagegen ist das komplette Gegenteil: ein echter Skandinavien-Fan.
Er liebt Weite, klare Luft, die Ruhe und das kühle Klima. Zwei Herzen, zwei Temperamente – und ein großer gemeinsamer Traum. Wir begannen also, unsere Gedanken zu sortieren, jeder für sich. Das Ergebnis: zwei lange Pro-und-Contra-Listen, viele Gespräche und noch mehr Überlegungen. Wir sprachen mit unseren Kindern – schließlich sollte diese Entscheidung uns alle betreffen.
Für unseren ältesten Sohn Dion war schnell klar, dass er nach Deutschland zurückkehren wollte. Er wollte seine Ausbildung beginnen, Verantwortung übernehmen und sein eigenes Leben aufbauen. Zum Glück leben dort auch seine Großeltern, die sich riesig freuten – über Unterstützung im Alltag und natürlich darüber, ihren Enkel wieder bei sich zu haben.
So verabschiedete sich Dion von unserer Tour – mit 17 ½ Jahren, voller Pläne und Mut. Für uns war das völlig in Ordnung. Wir wollten jedem von uns die Freiheit schenken, den eigenen Weg zu gehen. Und doch: Mein Mutterherz hat in dieser Zeit leise geweint.
Natürlich gab es auch Momente, in denen uns die Unsicherheit fast lähmte. Wir fragten uns:
Schaffen wir das alles?
Neue Wohnung, neue Schule, neues Umfeld – können wir unser Leben wirklich umkrempeln?
👉 Antwort: Schritt für Schritt. Wir haben Prioritäten gesetzt und alles in kleine, machbare Schritte unterteilt.
Können wir diese Situation finanziell meistern?
Wir verließen ein stabiles Leben in Deutschland – würde das hier klappen?
👉 Antwort: Wir planten realistisch, kalkulierten Kosten und setzten auf Rücklagen. Und wir lernten, dass ein einfacheres Leben manchmal auch günstiger sein kann.
Werden unsere Mädels glücklich sein?
Die Kinder standen im Mittelpunkt unserer Überlegungen.
👉 Antwort: Wir sprachen viel mit ihnen, ließen ihnen Raum, ihre Meinung zu äußern, und suchten bewusst nach Freizeitmöglichkeiten und sozialen Kontakten vor Ort.
Finden wir hier neue Freunde?
👉 Antwort: Anfangs zögerlich, doch wir merkten schnell – Offenheit und Teilnahme am Gemeindeleben führen zu Begegnungen. Freundschaften wachsen mit der Zeit.
Was ist, wenn wir Heimweh bekommen?
👉 Antwort: Heimweh ist normal. Wir pflegen Kontakte nach Deutschland, planen regelmäßige Besuche und genießen gleichzeitig unser neues Umfeld.
Können wir unsere Arbeit fortführen?
👉 Antwort: Ja – mit Flexibilität und digitaler Technik ist vieles möglich. „Anders arbeiten“ bedeutet manchmal auch mehr Freiheit.
Am Ende half uns eines besonders: ehrlich sein, Fragen stellen und Schritt für Schritt handeln.
Angst ist nicht der Feind – sie zeigt nur, dass wir vor etwas Großem stehen.
Portugal hat uns schon während unserer Reise tief berührt. Es ist ein Land voller Herzlichkeit, Tradition und Offenheit. Die Menschen hier begegneten uns mit einer Wärme, wie wir sie kaum woanders erlebt haben. Wir verliebten uns in die Natur, die steilen Küsten, die weißen Sandstrände und das milde Klima. Besonders im Winter ist das Wetter hier ein Traum – Sonne statt Frost, Meeresrauschen statt Ostseesturm.
Wir entschieden uns bewusst gegen den Süden Portugals. So schön es dort ist – die Sommer sind heiß, und Georg ist kein Freund von 40 Grad im Schatten. Unsere Wahl fiel auf Lourinhã, eine kleine Stadt unweit von Lissabon. Nur 50 Minuten bis zum Flughafen, 15 Minuten nach Peniche – einem der bekanntesten Surfspots Europas – und
mittendrin einige der schönsten Strände, die wir kennen.
Hier fanden wir genau das, was wir suchten:
Natürlich fiel uns diese Entscheidung nicht leicht. Wir ließen Freundschaften zurück – Menschen, mit denen wir unsere Kindheit geteilt, Urlaube verbracht und Erinnerungen gesammelt hatten. Und natürlich unsere Familien, die uns in all unseren Plänen immer unterstützt haben. Gerade für mich, als absoluten Familienmenschen, war das nicht einfach.
Ich musste mich außerdem von etwas verabschieden, das über viele Jahre ein fester Bestandteil meines Lebens war: meinem geliebten Sport – RSG und HoopDance im Verein. Mit meinen beiden wundervollen Mädels Heike und Anja habe ich so viele Stunden voller Bewegung, Energie und Freude verbracht. Gemeinsam haben wir Kids durch die Turnhalle gestriezt, gelacht, geschwitzt, getanzt – und Momente geteilt, die mir unglaublich viel bedeutet haben.
Der Gedanke, all das loszulassen, hat mir unendlich wehgetan.
Doch mit der Zeit lernte ich, Abschied nicht als Verlust zu sehen, sondern als Veränderung. Heute sind unsere Begegnungen – ob mit Familie oder Freunden – intensiver, unsere Gespräche bewusster, und jeder Besuch fühlt sich wie ein kleines Fest an. Man hat sich so viel zu erzählen – und alles ist plötzlich kostbarer geworden.
Portugal war für uns nicht nur ein neues Land, sondern ein Neuanfang. Eine Entscheidung für Freiheit, Sonne und ein einfacheres Leben, aber auch für mehr Achtsamkeit und Nähe zu uns selbst. Manchmal beginnt ein neues Kapitel nicht, weil man unzufrieden ist – sondern weil man spürt, dass da draußen noch so viel mehr auf einen wartet. 🌿